von (Kommentare: 1)

Vom Solent über Falmouth nach Lissabon

Vom Solent nach Falmouth

Wir haben dann am späteren Nachmittag die Needles passiert, diese wirklich spezielle Kreidefelsen-Formation am Ausgang des Solent. Wir hatten ablaufendes Wasser und der Strom hat ordentlich mit geschoben. Zwischenzeitlich hat der Wind dann ordentlich aufgefrischt und wir hatten bis zu 30 Knoten in Böen, vielleicht sogar etwas mehr. Zwei der Kollegen hat dann auch die Seekrankheit ziemlich erwischt und wir sind trotz zweitem Reff und gereffter Genua mit ordentlich Lage in die Nacht gestartet. Zu unserem Glück drehte der Wind in der Nacht weiter auf Nord, so dass wir Falmouth dann bald hart am Wind anlegen konnten. In Falmouth sind wir dann gegen Mittag angekommen. Ein wirklich schöne Ansteuerung auf den in der gleißenden Sonne liegenden Leuchtturm. In der Bucht von Falmouth gibt es mehrere Marinas, eine Werft und auch einen militärischen Bereich, in dem einige Marineschiffe lagen. Außerdem gibt es weiter innen ein Feld mit Mooring Tonnen, dass ich mir bei einer Nachtansteuerung spannend vorstelle. Wir hatten eine anstrengende Nacht hinter uns, ordentlich Wind und die ganze Zeit 30-35 Grad Lage. Leider haben wir auch etwas Seewasser übernommen, von dem wir zunächst nichts gewusst haben und wie es eingedrungen ist. Auf der Backbord-Seite war außerdem das Relingskleid ausgerissen und flatterte nur noch, oben befestigt, lustig im Wind. Na, das war mal nicht für den Atlantik tauglich.

Wir haben dann versucht, einen Liegeplatz zu bekommen und das gestaltete sich zum ersten Mal auf unserem Törn schwierig. Die Corona-Situation schien die Marinas Ausländern gegenüber sehr vorsichtig gemacht zu haben. Das war uns bis dahin so noch nicht passiert. Im Gegenteil, niemand schien sich bisher für uns und unsere Papiere zu interessieren. Jetzt allerdings bekamen wir, von drei der vier Marinas, klare Absagen. Erst die zweite Anfrage per Funk, bei der größten Marina, ergab dann eine Zusage an einem Steg mit mehreren Megayachten. Wir haben angelegt und erstmal die Nacht verdaut. Das Wetter war dann ziemlich regnerisch und wir haben das Schiff klariert und uns auf ein leckeres Essen in der Stadt gefreut. An dem Steg, an dem wir lagen, das war mal wirklich interessant. Neben uns lagen ein paar wirklich beeindruckende Megayachten, wie man sie eigentlich sonst nur im Mittelmeer sieht. Aber es waren immerhin Segelyachten, das ist der Unterschied. Wir waren dann Abends in einem südafrikanischen Restaurant und anschließend noch in einem Pub.

Falmouth durch die Biskaya nach Lissabon

Am Montag den 12.10. haben wir dann nochmal gründlich eingekauft und die Pamina auf den Jump über die Biskaya vorbereitet. Wir sind am frühen Nachmittag gestartet, nachdem wir uns von der Wetterwelt in Kiel einen telefonischen Wetterbericht abgeholt hatten. Nord bis Nord West mit bis zu 35-40 Knoten Wind. Also zwischen achterlichem Wind und Raumschots. Erstmal Kurs Richtung Brest 125 Meilen durch die erste Nacht und dann weiter durch die Biskaya mit irgendwann nachlassendem, auf Süd drehendem Wind. Also, dann mal los. Zuerst lief mal alles super. 25 Knoten Wind mit ausgebaumter Genua und ungerefftem Großsegel. Das sollte sich im Laufe der Nacht noch als etwas zu optimistisch herausstellen. Aber zunächst einmal haben wir die Kuchenbude aufgebaut, gekocht und es uns für die erste Nacht gemütlich gemacht. Wachwechsel alle 3 Stunden, d.h. beginnend ab 9:00 und endend um 8:00. Wir haben uns entschieden, die Wachen immer zu zweit zu machen und das war in der ersten Nacht auch ganz gut so. Wir hatten richtig viel Verkehr, was ja auch nicht anders zu erwarten war, schließlich haben wir den westlichen Ausgang des englischen Kanals passiert. Wir waren uns am Anfang nicht ganz sicher, ob wir direkt durch die Biskaya nach A Coruna segeln würden, oder vielleicht sogar noch weiter die portugiesische Küste runter. Wir haben uns dann entschieden, das einfach auf uns zukommen zu lassen.

Zunächst waren wir in dieser ersten Nacht gut unterwegs. Allerdings hätten wir vor der Dunkelheit reffen sollen und wir hätten einen Bullenstander montieren sollen. Der Bullenstander hindert das Großsegel vorm unkontrollierten Umschlagen des Baums, wenn bei einem reinen achterlichen Kurs, durch schwojen oder aus anderen Gründen, das Schiff unbeabsichtigt halst. Das Ganze wird dann Patenthalse genannt und ist aufgrund der Wucht, mit der der Großbaum auf die andere Seite kracht, richtig gefährlich für das Rigg. Also, das kann man nicht beschönigen. Ein komplett dussliger Fehler. Die ausgebaumte Genua ließ sich stufenlos reffen, aber wenn die nach einer unbeabsichtigten Patenthalse back steht, liegt man quasi bei. (Gerne mal hier anschauen, was mit Beiliegen gemeint ist.) https://de.wikipedia.org/wiki/Beidrehen_und_Beiliegen)

So viel ´mal zur Vorgeschichte der Ereignisse in der ersten Nacht in der Biskaya. Leider ist uns das oben Beschriebene genauso passiert. Wir mussten einem großen Tanker auf Kollisionskurs ausweichen und haben dabei eine Patenthalse fabriziert und lagen danach mit  backstehender Fock bei. Befreien konnten wir uns aus dieser Situation dann schnell nur mit der Maschine. Bei der Patenthalse hat es einen Block aus seiner Verankerung gerissen und eine Klemme komplett zerlegt. Wir haben dann ein Provisorium für die Großschot installiert, die Segelfläche verkleinert und zwar sowohl Großsegel als auch die Genua. Außerdem haben wir einen Bullenstander installiert. Erkenntnis der Nacht: Hätten wir alles vorher machen sollen und das ärgert den Skipper mal richtig. Lessons learned!

Ansonsten war der weitere Verlauf der Nacht toll. Wir hatten guten achterlichen Wind, der gegen Morgen drehte und etwas nachließ, so dass wir auf einem Raumschots Kurs am Morgen dann die französische Küste erreichten und mit 7,5 Knoten zwischen dem Festland und der Ile de Ouessant durchfuhren. Die ersten 100 Meilen lagen somit hinter uns und wir beschlossen aufgrund der günstigen Bedingungen, das Abenteuer Biskaya in Angriff zu nehmen.

Die Biskaya

Über die Durchquerung der Biskaya kann man ja viel lesen in den verschiedensten Quellen und gerade im Herbst kann es dort ziemlich ungemütlich werden. Das soll übrigens nicht heißen, dass es dort zu anderen Zeiten nicht ungemütlich werden kann. Wir hatten an diesem 2 Tag NNW Wind mit 20-30 Knoten Wind und 3 Metern Welle. Wir sind mit gereffter Genua und dem Großsegel im zweiten Reff eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,8 Knoten gelaufen. Wobei wir in der Spitze bis zu 12 Knoten schnell waren. Wir haben dann auch das Festland Shelf verlassen und es ist schon faszinierend sich vorzustellen, dass man 3500 Meter Wasser unter sich hat. An diesem Tag hat uns zum ersten Mal eine Gruppe Delphine begleitet. Wir waren alle begeistert von der verspielten Eleganz, mit der diese wundervollen Tiere unser Schiff zum Spielen benutzt haben. Sicher eine halbe Stunde lang lief das Schauspiel, bis den Delphinen wohl langweilig wurde und sie genauso schnell verschwanden, wie sie aufgetaucht waren. Wir haben später noch einmal Begleitung durch Delphine gehabt und es beschert einem wirklich ein Glücksgefühl und zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht.

Die Biskaya

Am zweiten Tag in der Biskaya hatte der Wind dann auf Nord 22 Knoten gedreht und wir liefen also mit achterlichem Wind durch die Biskaya. Morgens hatten wir noch 200 Seemeilen bis zum Kap Finistere dem Ausgang der Biskaya. Bei einem Telefonat mit Rebecca haben wir festgestellt, dass wir kein AIS Signal mehr sendeten und eine Überprüfung hat dann zusätzliche Überprüfung hat ergeben, das auch das Radar nicht funktioniert hat. Also alles auf Werkseinstellungen zurücksetzen und neu konfigurieren und siehe da ein Funkgespräch mit einem Frachter zur Kontrolle ergab wir sind wieder zu sehen und das Radar funktioniert ebenfalls. Ansonsten frischte der Wind im Laufe des Tages auf und wir hatte erste Squalls mit bis zu 35 Knoten Wind. Squalls sind lokale Gewitterzellen die heftige Windzunahme, Regen und Winddrehungen mit sich bringen. Meistens sind Sie nach 15-20 Minuten vorbei. Tagsüber sieht man Sie gut - nachts leider weniger. Aber wir hatten unsere Lektion gelernt und haben jeweils zur Nacht die Segelfläche deutlich reduziert. Die Durchschnittsgeschwindigkeit an diesem Tag betrug 6,8 Knoten. Am Abend des 14.10 hatten wir dann 360 Meilen seit Falmouth zurückgelegt.

... und weiter gehts durch die Biskaya

Die Nacht verlief ziemlich ereignislos bis auf einige Squalls mit bis zu 30 Knoten Wind und eine sehr ärgerliche Besonderheit. Der Autopilot verlor mehrfach in dieser Nacht den Kontakt zum Ruder, was dazu führte, das die Pamina abfiel und wir in eine Patenthalse gelaufen wären, wenn wir nicht den Bullenstander gesetzt hätten und wenn wir nicht aufgepasst hätten. Dieses Thema muss dringend mit der Werft besprochen werden. Der Tag startet jedenfalls mit schönem Wetter Wind aus Nord-Ost 15 Knoten. Insgesamt hält sich das Wetter genau an die Wettervorhersage, die wir in Falmouth von der Firma Wetterwelt eingeholt hatten. In der Nacht zum 16.10 passieren wir dann das Kap Finistere und verlassen die Biskaya. Geschafft die Crew ist stolz und zufrieden und wir beschließen weiter zu segeln und Lissabon anzupeilen. Leider ist ab Montag den 19.10 Sturm mit Orkan Stärke vorhergesagt und unser Trip endet vorerst daher in jedem Fall in Lissabon.

Morgens am 16.10 schläft der Wind dann langsam ein und dreht dazu langsam auf Süd, auch das genau wie vorhergesagt. Wir starten also die Maschine und dampfen mit 6,5 Knoten Richtung Süden an der portugiesischen Küste entlang. Begleitet jetzt von vielen Fischerbooten. Es heißt daher aufmerksam gerade Nachts Ausguck halten, da einige der Fischer kein AIS haben und wirklich erst spät gesehen werden. Leider ändert sich am Wind nichts wir fahren also auch am 17.10 mit Maschine durch eine sternenklare Nacht in einen wundervollen sonnigen Tag. Erste Versuche mit der Schleppangel bleiben leider erfolglos. Da müssen wir wohl noch ein wenig üben.

Lissabon

Am 17.10 erreichen wir dann um 18:00 Lissabon und zwar die Marina Oeiras. Wir waren von Falmouth 5 Tage unterwegs und haben 765 Meilen zurückgelegt ab Heiligenhafen waren es insgesamt 1630 Meilen. Wir haben Abends in einem netten Restaurant etwas gefeiert und sind dabei in eine portugiesische ziemlich lebendige Hochzeitsgesellschaft geraten. Mussten uns aber natürlich aufgrund der Corona Pandemie auf Abstand halten. Die Portugiesen waren da deutlich weniger vorsichtig. Am Sonntag dem 18.10 sind dann Hans-Jörg, Carsten und Mick zurückgeflogen. Ich bin als Skipper noch bis Dienstag geblieben um einige kleinere Reparaturen auf den Weg zu bringen. Weiter geht es dann ab dem 26.11 von Lissabon nach Teneriffa.

Zurück

Kommentare

Kommentar von Arthur |

Fantástico.

Was a presente to ser you.
Thanks.

Arthur

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 1 und 1.