von Sönke (Kommentare: 0)
Zeebrugge in den Solent
Endlich! Es geht wieder los!
Wir starten von Zeebrugge Richtung England. Wir sind in dem Fall Holger Ehrhard, ein Kollege und Sönke. Nach 2 Monaten Abstinenz und einem schweren Herbststurm kommen wir tatsächlich weiter. Der Sturm hatte einen fast ein Quadratmeter großen Lackschaden an der Backbordwand verursacht und drei Fender gekillt. Glücklicherweise haben wir jemanden vor Ort gefunden, der uns das behoben hat, und so sind wir am Freitag den 2.10. in Zeebrugge angekommen...
Zeebrugge nach Dover
.. spät war es, als wir am 2.10 in Zeebrugge ankamen. Lausiges Herbstwetter mit einem fiesen Nieselregen. Aber wir waren gerade noch rechtzeitig, um lecker Fisch essen zu gehen und zumindest mal alles an Bord zu bringen. Am Sonnabendmorgen haben wir dann alles verräumt und das Schiff klariert. Der Sturmschaden war glücklicherweise durch die Marine Technic Werft beseitigt worden und auch die Veränderung am Bugkorb war durchgeführt worden, so dass jetzt die elektrische Rollreff Anlage nicht mehr bei jeder Umdrehung mit dem Bugkorb in Berührung kam. Allerdings ließen die Arbeiten was die Qualität angeht erheblich zu wünschen übrig. Ich kann diese Werft wirklich nicht empfehlen. Auch die Windsteueranlage von Hydrovane war durch Tom Logisch installiert und sollte auf diesem Abschnitt der Reise zum ersten Mal zum Einsatz kommen. Wir sind dann am 3.10. mittags gestartet. Eigentlich schon mit dem Ziel Dover. 70 Meilen bei frischem Nord Wind 4-5 Beaufort. Allerdings drehte der Wind im Laufe des Tages auf West und wir hätten die letzten 40 Meilen kreuzen müssen. Wir haben uns dann dagegen entschieden, zumal für den Sonntag eine Sturmwarnung ausgegeben wurde. Wir sind also nach Dünkirchen und dort gegen 23:00 angekommen. Eine spannende Nachtansteuerung durch einen langen Kanal in den ziemlich verwaisten Hafen. Die haben da echt die Stege hochgeklappt in der Nachsaison. Egal, wir haben gut geschlafen und am Sonntag in einem sensationellen französischen Supermarkt eingekauft. Man muss ja wirklich immer wieder feststellen, die französischen Nachbarn können Lebensmittel so wie niemand sonst auf der Welt. Wir sind dann am Montag, den 5.10. früh gegen 5:00 aufgebrochen und nach Dover unter Motor gefahren, da wir den Wind wiederum komplett von vorn hatten und ja in Dover meine große Tochter Gwen und ihr Freund auf uns warteten. Wir hatten bestes Wetter und die Kreidefelsen von Dover zeigten sich bei tollem Sonnenlicht von ihrer schönsten Seite. Ein tolles Gefühl, so auf England und diese Wahrzeichen zuzufahren.
Bei der Ansteuerung des Hafens in Dover haben wir dann festgestellt, dass unsere Entscheidung, hier nicht mitten in der Nacht anzukommen, goldrichtig war. Wir haben uns, wie im Reeds beschrieben, 2 Meilen vor dem Hafen bei der Dover Port Authority angemeldet und bekamen zu hören: Meldet euch mal wieder, wenn Ihr 200 Meter vor der Hafeneinfahrt seid. Dort steht wirklich ein gewaltiger seitlicher Strom und wir haben uns mit 1,5 Kn gegen an gequält und dann schwups, mit Schwung durch die Hafeneinfahrt.
Im Vorhafen dann Schiff klarieren, Fender und Leinen vorbereiten und mal gleich einen Anraunzer kassieren von der Border Control, warum das denn so lange dauert. Der Hafen in Dover liegt hinter einer Gezeiten-Schleuse, die nur kurz vor Hochwasser bis kurz nach Hochwasser geöffnet hat.
Aber wir hatten Glück und trafen auf eine offene Schleuse. Nachdem wir uns an einem der üblichen Schwimmstege an der Kopfseite vertäut hatten, kamen dann Gwen und Paddy an Bord. Wir waren jetzt sozusagen eine vollständige Crew, die gemeinsam die englische Küste runtersegeln wollte, um dann am Freitag in Falmouth die Crew für den Biskaya Törn zu wechseln. Es kam dann etwas anders. Nachdem die beiden mit einem Riesen-Koffer eingecheckt hatten, sind wir dann in unseren ersten englischen Pub und haben das wirklich leckere Pub Food mit Fish und Chips und einer Pint Ale genossen. Für den nächsten Tag hatten wir geplant, Richtung Brighton aufzubrechen.
Leider öffneten sich die Schleusen erst um 11:00 und wir hatten 30 Knoten Wind aus West. Also voll gegen an. Beim Segelsetzen bekamen wir dann Probleme mit der Kutterfock, die sich komplett vertörnte und weder richtig zu setzen war noch eingeholt werden konnte. Das zwang uns dann, den Törn für den Tag abzubrechen und nach Dover zurückzusegeln. Ärgerlich, aber nach Brighton hätten wir es an dem Tag ohnehin nicht geschafft. Also, ein weiterer Tag in Dover und ab in den nächsten Pub. Nun ja, es gibt Schlimmeres.
Die Crew von Zeebrugge nach Dover
Der englische Kanal und die Kreidefelsen von Dover
Dover nach Sovereign Harbour
Also am nächsten Morgen hatte sich der Wind dann etwas beruhigt. Kam aber immer noch aus West. Also Kreuzen knapp 40 Meilen im westlichen Kurs 240 Grad. Naja, Schleuse öffnet um 11:00, also wiedermal eine Nachtansteuerung und eine knifflige, wie sich noch herausstellen sollte. Sovereign ist wie viele Häfen an der Südküste Englands durch eine Schleuse und einen davor liegenden engen Kanal geschützt. Wir kamen um 0:30 an und hatten genug Wasser. Allerdings war es vor der Schleuse ziemlich eng und außerhalb des Tonnenstrichs sofort flach. Also kein Platz für großartige Manöver. Dazu kam noch eine unangenehme Querströmung direkt vor der Schleuse. Man funkt den Harbourmaster an und muss dann bis zu einer halben Stunde vor der Schleuse warten. Ihr seht schon, es gab ein paar Herausforderungen, zumal die Crew auch langsam müde wurde. Also, als sich die Schleuse öffnete, wurden wir durch die Strömung quergedrückt und haben uns einen Kratzer an der Steuerbord-Scheuerleiste eingefangen. Nix Großes, aber doch ärgerlich.
Sovereign Harbour öffnet sich dann hinter der Schleuse als ein kleines maritimes Wohnparadies am und im Wasser. Kanäle, Brücken, Wohnhäuser und Apartments. Hier lässt sich´s sicher gut leben. Leider hatten wir einen ziemlichen Nieselregen und Gwen ging es nicht gut. Fieber und allgemeines Unwohlsein ließen sie und Paddy nach Hause aufbrechen. Holger und ich haben dann beschlossen, am frühen Abend aufzubrechen, um am Freitag doch noch den Solent als minimales Etappenziel für diese erste Woche unseres Trip zu erreichen. Dort treffen wir die neue Crew, bestehend aus meinem Bruder Carsten, Hans Jörg Rüstemeier und Nick Ehrlich. Aber Sovereign ist sicher bei besserem Wetter toll.
Sovereign Harbour in den Solent
Tja; und da waren sie wieder zu zweit. Holger und Sönke durch die Nacht, leider unter Motor, bei gar keinem Wind von vorn, knapp 85 Meilen in das Southampton Water. Oder um genauer zu sein, in den Humble River, in die Hubble Bay Marina. Wir sind gegen 18:00 aus der Marina gestartet und mit wenig bis keinem Wind von vorn unter Maschine gut voran gekommen. Zunächst wenig spektakulär unter Motor an der englischen Küste Richtung Westen und an Brighton vorbei. Das änderte sich dann mit der Einfahrt in den Solent. Hier ist ordentlich was los und die beiden alten Festungen vor Portsmouth sind auch nachts beeindruckend. Vor allem der vielfältige Schiffsverkehr fordert einen nachts wirklich. Es gibt gerade nachts alles, was die Lichtertafeln so hergeben. Fischer, Trawler, Schlepper usw. usw. Wir sind aber gut vorangekommen und haben gegen 9:00 im Humble River festgemacht. Hier standen der Crew-Wechsel an und wieder ein paar kleinere Reparaturen. Die Generator-Batterie war zu tauschen und an einer Luke hatten sich die Anschläge aufgelöst. Dann haben wir Holger verabschiedet und der ist dann auch direkt mit dem Wagen, den die Kollegen mitgebracht hatten, Richtung Heimat nach Freiburg gedüst. Wir haben dann mit meinem Bruder Carsten, Hans Jörg und Nick eine Sicherheitseinweisung gemacht und nochmals anständig eingekauft. Beschlossen wurde, dass wir am Sa. Richtung Falmouth starten werden und so haben wir einen sehr entspannten Abend in einem urigen Pub in Humble Bay verbracht. King and Queen und anschließend das Victory, die kann man wirklich empfehlen. Wir haben an dem Abend auch noch kurz Clemens Stecker von der MCO getroffen, der mit 2 neuen Yard Mastern Offshore deren gerade an diesem Freitag bestandenen Prüfungen gefeiert hat.
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